Text Societätstheater:
SALON AM SONNTAG
Der Aufbruch einer Generation, die RAF und die Kritik der Waffen
Karl-Heinz Dellwo, als Mitglied der RAF 1975 an der Besetzung der Deutschen Botschaft in Stockholm beteiligt und anschließend 20 Jahre im Gefängnis, veröffentlichte 2007 seinen politisch reflektierten Lebensbericht. In ihm zeichnet er seinen Werdegang nach. Seine Geschichte verdeutlicht, dass es keineswegs bloß ein diffuses "Dagegen" war, das Jugendliche nahezu aller sozialer Schichten damals antrieb. Insbesondere gelingt es Dellwo, rationale Begründungen wie emotionale Motivationen des Widerstands einzufangen. Es gab nicht nur sehr konkrete Vorstellungen eines Lebens jenseits der "formierten Gesellschaft", sondern auch ausreichend Erfahrungen mit repressiver Erziehung, Polizei und "gesundem Volksempfinden", die in die Fundamentalopposition trieben. Dellwos Darstellung erschließt uns ein eindringliches Bild jener turbulenten Zeit und erlaubt weiter reichende Reflexionen über unsere heutige Gesellschaft. Viele Motive des Widerstandes, die ihn und andere in den Irrweg des Terrors trieben, scheinen auch heute noch aktuell.