Schwarzer Block von Kevin Rittberger ist ein Stück über Antifaschismus als Sisyphos-Projekt, über 100 Jahre Geschichte linker Militanz als Versuch, den Naziterror zu verhindern, über den Widerspruch von Emanzipation und Gruppe. Als Protagonist*in für Theater scheint der Schwarze Block nicht besonders geeignet: Er ist ein Warnsystem auf prekärem Posten und will nicht erkannt sondern gehört werden, er gibt keine Interviews und der angeregte Dialog ist nicht in erster Linie seine Kommunikationsform. Doch weil der Block kein Block ist, sondern eine sich selbst befragende Formierung von Widerstand, drängt er hier auf eine Bühne, eine Bewegung im Raum, die Konflikte aufbrechen lässt.
Kevin Rittberger hat anderthalb Jahre lang die Geschichte des antifaschistischen Kampfes in Deutschland recherchiert, Archive gesichtet, Interviews geführt, Aktivist*innen getroffen und sich durch Neonazi-»Literatur« gequält. Aus dem Material ist ein mehrstimmiges dramatisches Gedicht entstanden, in dem die Geister der antifaschistischen Geschichte ihre Enterhaken in die Gegenwart werfen und andersrum. Mit 15 Schauspieler*innen sucht Sebastian Nübling nach dem »Wir« auf Abstand im Container und auf der Großen Bühne des Gorki. Gemeinsam stellen sie sich der Herausforderung, politische Aktion in den abstrakten Theaterraum zu übertragen.
Politisches Nachgespräch #2
In den politischen Nachgesprächen soll die Möglichkeit eröffnet werden mit Aktivist*innen über das Stück sowie ihre Perspektiven, Erfahrungen und Visionen politischer Arbeit zu sprechen. Wie viel Militanz braucht es? Welche antifaschistischen Allianzen werden geknüpft und sind zu knüpfen? Was ist der Schwarze Block heute?
#2
Der Autor Kevin Rittberger spricht mit Hannah Eberle und Karl-Heinz Dellwo darüber, auf welche Weise sich militanter Widerstand über die Jahrzehnte gewandelt hat und wie ein linksradikaler Antifaschismus auf der Hähe der Zeit aussehen kann.
Hannah Eberle ist seit 15 Jahren in antifaschistischen und antikapitalistischen Bewegungen von Blockupy bis Unteilbar aktiv. Wenn nicht auf der Straße, promoviert sie zu Armutspolitik und arbeitet bei der linken Monatszeitung analyse & kritik.
zu Kevin Rittberger:
Kevin Rittberger, geboren 1977 in Stuttgart, arbeitet als Autor und Regisseur oft mit eigenen Texten und Rechercheprojekten, unter anderem am Schauspiel Hannover, am Residenztheater München, am Düsseldorfer Schauspielhaus, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, am Schauspielhaus Wien und am Schauspiel Frankfurt. 2011 und 2020 war er für seine Stücke Kassandra oder die Welt als Ende der Vorstellung und IKI.radikalmensch für den Mülheimer Dramatikerpreis nominiert.
Zu Karl-Heinz Dellwo:
Karl-Heinz Dellwo, Jahrgang 1952, war und ist: Autor,
Dokumentarfilmer, Verleger, Kurator und RAF-Mitglied und lebt in Hamburg.