50 Jahre ist es nun schon her, dass 1968, ein weltweites Aufbegehren gegen die bestehende kapitalistische Ordnung, für Schlagzeilen und so mancher Orts
auch erschrockene Reaktionen der herrschenden Klasse sorgte. Angesichts des Jubiläums bieten uns Teile der bürgerlichen edienlandschaft einmal mehr ihre Interpretation der Dinge. Ehemalige AktivistInnen und Mitläufer, die meisten von ihnen schon vor Jahren in den sicheren Schoß einer bürgerlichen Existenz zurückgekehrt, präsentieren einmal mehr ihre meist die Ereignisse stark verzerrende Sicht der Dinge. Ihre Sicht ist interessengesteuert und deutet das Geschehen meist im Sinne bürgerlicher Ideologie. Ihre Bereitschaft zur Verzerrung und Uminterprätation der "eigenen" Geschichte war und ist Voraussetzung für gut dotierte Jobs und Karrieren, die die Betreffenden sich seit Jahrzehnten durch die andauernde Unterwerfung erkaufen. 50 Jahre nach den Ereignissen wollen wir uns deshalb in unserer Eröffnungsveranstaltung selbst des Themas 68`annehmen, den Dingen auf den Grund gehen, uns auf Spurensuche begeben. 68´wie kam es dazu, was waren die gesellschaftlichen Voraussetzungen der Revolte. Waren die 68er wirklich nur eine
Studentenbewegung? Wer waren die AktivistInnen, um was ging es diesen, was waren die Themen der Zeit und die Ziele der Bewegung. Wie waren sie organisiert, wie sahen die Aktivitäten aus und wie die Reaktion des Staates? Was wurde erreicht und wie entwickelte sich das ganze in den Jahren danach weiter? Um all diesen Fragen nachzugehen haben wir für unser Podium drei bis heute in der Linken Bewegung aktive Zeitzeugen eingeladen.
Es referieren und diskutieren:
Ulrike Heider: studierte Politik und Germanistik und lebt als Schriftstellerin in Berlin und New York, sie schreibt u.a. über ihre Erfahrungen, über Spontiszene und Hausbesetzungen, über die Schüler- und Studentenbewegung, Anarchismus, afroamerikanische Politik und Sexualität. Bis heute hält sie an der Vision einer herrschaftsfreien Gesellschaft fest.
Werner Seppmann: studierte, nach dem zweiten Bildungsweg, Sozialwissenschaften und Philosophie. Er arbeitete u.a. mit Leo Kofler und Peter Hacks. Politisch engagiert war er stets, u.a. als Mitherausgeber der Marxistischen Blätter, im Projekt Klassenanalyse, als Vorstand der Marx - Engels - Stiftung und Aktivist der DKP. Er beschäftigt sich u.a. mit Ideologiekritik.
Karl Heinz Dellwo: u.a. kaufmännischer Lehrling, Seemann, Aushilfsfahrer und Briefträger. Er war Mitglied des Komitees gegen die Isolationsfolter, Hausbesetzer, Aktivist der Stadtguerillagruppe RAF. Nach seiner Festnahme 1977 zu zweimal Lebenslänglich verurteilt wurde er 1995 auf Bewährung entlassen.
Heute ist er als Autor und Verleger aktiv.