Die Gefangenen der RAF sind nicht nur eingesperrt, sondern seit bis zu 28 Jahren weggesperrt. Sie haben zwar eine Knastanschrift, aber tatsächlich sind sie Verschwundene. Die wenigen, die sie besuchen können, nehmen erhebliche Risiken auf sich: Überwachung, Berufsverbote, Staatsschutzschikanen. Alle anderen können nur auszugsweise und bruchstückhaft, oder von fremden Interessen bestimmt, etwas über die Gefangenen erfahren. Vor dem Hintergrund des Deeskalationsangebotes der RAF 1992 und der zunächst hoffnungsvoll erscheinenden "Kinkel-Initiative" haben die Justizminister Schleswig-Holsteins und Niedersachsens 1993 die Pforten geöffnet. Erstmals konnten Kamerateams in der JVA Lübeck und Celle drehen.
Das Interview in Celle wurde von Oliver Tolmein und Roger Willemsen (PREMIERE) geführt und wird in der Live gesendeten Fassung verliehen.
An dem Gespräch nahmen Karlheinz Dellwo, Lutz Taufer und Knut Folkerts teil. Die Männer in Celle sprechen über ihre Geschichte in der Isolationshaft und ihre Hungerstreiks gegen die Haftbedingungen. Sie werden befragt nach der Legende "ohne diese Haftbedingungen gäbe es keine RAF mehr" und nach ihren Verbindungen zur RAF. Sie äußern sich zu der angekündigten Deeskalation und wie sie 1992 zur "Gewalt" stehen. Den Gefangenen wurde immer wieder gesagt: "Hier gibt es nur einen Weg raus: das ist Abschwören oder in der Waagrechten!" Sie haben nicht abgeschworen. Raus müssen sie trotzdem - in der Aufrechten!
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Film 2: Alle 40 müssen raus
Interviews mit Gefangenen in Lübeck ( Irmgard Möller, Christine Kuby, Hanna Krabbe, Gabriele Rollnik) BRD 1992.