Das muß man sich mal vorstellen: Der Chef der Christenheit ist nicht unfehlbar, sonder ein Verschwörer. Die Lämmer sind ohne Hirten. Im Weinberg des Herrn wuchert das Unkraut! Freimaurer haben den richtigen Papst entführt und ein Double auf den Heiligen Stuhl gesetzt.
Diese Nachricht machte wirklich, vor gut hundert Jahren, die Runde. Betrüger nutzen die Gunst der Stunde. Sie sammelten bei betuchten Bürgern riesige Summen, angeblich für eine Befreiung des echten Oberhirten.
Das alles hat André Gide, den großen Spötter auf die heuchlerische Moral des Bürgertums, zu seinem grotesk-satirischen Roman inspiriert: „DIE VERLIESE DES VATIKAN“.
Gide lässt den braven Apotheker, der auch einmal der Held sein möchte, zur Rettung des wahren Papstes nach Rom eilen. Undurchsichtige Ränke überfordern den tapferen Mann aus der französischen Provinz.
Heinrich Mann, der ja auch manchem Spießer ein literarische Denkmal gesetzt hat, schrieb über den Roman des Nobelpreisträgers: „Was mich entzückt, sind die so wahren wie kunstreichen Übergänge des Spieles zur Tiefe, des Spottes zur Zärtlichkeit“.
Ein Genuß für alle, die die verordnete weihnachtliche Besinnlichkeit unerträglich finden. Spott hilft!
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