Vor 50 Jahren herrschte Ruhe - dann, wie man weiß, brach einiges los: Rebellion in Paris, Zerwürfnis mit der Staatspolitik in den U.S.A., wilde Streiks in Turin, Unbotmäßigkeiten (fast) überall. Nicht hervorgerufen, aber doch beeinflusst vom "Philosophen der Neuen Linken", wurde das herrschende System, wenn nicht bedroht, so doch herausgefordert. Eine "Kraft der Negation", deren Verfallsdatum man kennt, entstand. Sie wollte mehr als das dankbar-bescheidene "IMMERHIN". Herbert Marcuses Porträt des "Eindimensionalen Menschen" , der bis heute die Mehrheit in allen Industrieländern stellt, und sich immer treu zu bleiben scheint, analysierte und ätzte gegen die "Hölle der Gesellschaft im Überfluss". Dem Deal aus wachsendem Konsum und Unfreiheit. Was machte und macht sein "glückliches Bewusstsein" aus? Wie gehen Informiertheit und Verblödung Hand in Hand? Wie hat das Sich-Einfügen über das Denken, das mit Kritik erst beginnt, turmhoch gesiegt? Keine dieser Fragen ist veraltet - die "Große Weigerung" bleibt so notwendig, wie sie wenige Anhänger hat. Kompositionen, mit denen drei Musiker aus der Eindimensionalität dessen ausbrechen, was sie mit ihren Formationen sonst so pflegen, lehnen sich an den Kritischen Theoretiker an. Natürlich – schon weil die Revolte damals sich anti-autoritär nannte - wird er auf der Bühne kritisiert, wo er im Irrtum war. Der "ALTE" kommt auch selbst zu Wort, wird rezitiert oder quatscht (von woher genau auch immer) dazwischen. Das "Team Marcuse" leidet schließlich auch an manchem "falschen Bedürfnis". Versprochen wird ein Abend, der unakademisch ist - und dennoch nicht dem "gesunden Menschenverstand" huldigt. Bühne und Kostüm: Astrid Noventa, Dramaturgie: Miriam Schmidt, Tour-Veranstalter: Berthold Seliger; freundlich unterstützt vom Musicboard Berlin; eine Veranstaltung des Polittbüro e.V.